Der Begriff relative Zeit findet sich tatsächlich schon in Isaac Newtons Werk "Mathematische Prinzipien der Naturlehre". Newton meint jedoch mit relativer Zeit etwas anderes, als die in der speziellen Relativitätstheorie eingeführte relative Zeit.
In der Relativitätstheorie redet man von einer relativen Zeit, weil die für einen Körper vergangene Zeit, seine Eigenzeit, von seinen Bewegungen in der Vergangenheit abhängt. Für zwei relativ zueinander bewegte Systeme vergeht also unterschiedliche Zeit. Das ist das bekannte Zwillingsparadoxon.
Newton bezeichnete als relative Zeit die Zeit, die durch die Umdrehung der Erde oder durch die Schwingung eines Pendels gemessen wird. Da aber die Tage nicht immer gleich lang sind und auch die Schwingungen eines Pendels zum Beispiel von der Auslenkung abhängen können, kann man an diesen Beobachtungen nicht direkt die vergangene Zeit ablesen. Man muss Korrekturen vornehmen. Die um Messfehler korrigierte Zeit nennt Newton die absolute Zeit. Newton ging davon aus, dass diese absolute Zeit völlig unabhängig von irgendwelchen Gegenständen vergeht. Insbesondere ging er davon aus, dass die Zeit unabhängig vom Bewegungszustand für jeden Körper gleich schnell vergeht.
Newton war klar, dass man diese absolute Zeit nie mit Sicherheit messen kann. Dazu wäre die exakte Kenntnis aller systematischen und statistischen Fehler der verwendeten Uhren nötig. Die absolute Zeit ist damit ein Ideal, dem man sich mit physikalischen Messmethoden nur annähern kann. Sie ist also ein metaphysikalischer Begriff. In physikalischen Theorien wird immer nur die gemessene Zeit, die Newton als relative Zeit bezeichnet verwendet.
In der Relativitätstheorie zeigt sich, dass die Zeit auch nach allen notwendigen systematischen Korrekturen noch von der Relativgeschwindigkeit der Objekte und ihrer Lage in Gravitationsfeldern abhängt. Die korrigierte Zeit ist also nicht vom Bewegungszustand eines Körpers unabhängig.
Letzte Änderung: 30.05.2008
© Joachim Schulz